Die IKK classic hat in Zusammenarbeit mit dem rheingold Institut eine neue Studie vorgelegt, die sich mit den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen von Vorurteilen und Diskriminierung auseinandersetzt. Die Ergebnisse zeigen: Seit der letzten Studie der IKK classic haben Vorurteile und Diskriminierung nicht nur zugenommen. Sie werden zunehmend auch als „normal” angesehen.
Unter dem Titel „Vorurteile und Diskriminierung überwinden – für eine offene und demokratische Gesellschaft“ beleuchtet die Untersuchung umfassend den Einfluss individueller Ängste und Unsicherheiten auf die Entstehung von Vorurteilen, insbesondere in Krisenzeiten. Sie baut auf der Studie „Vorurteile und Diskriminierung machen krank” der IKK classic von 2021 auf, die sich vor allem mit den gesundheitlichen Folgen von Vorurteilen und Diskriminierung für die Betroffenen befasste.
Ablehnung von Menschengruppen nimmt zu
Auf die Frage „Was denken Sie: Sind Vorurteile und Diskriminierungen ein Problem in Deutschland?“ antworteten 15 Prozent der Befragten, dass sie darin kein großes Problem sehen, 2021 waren lediglich sieben Prozent dieser Ansicht. Dieser Stimmungsumschwung zeigt sich auch darin, dass 2021 noch 37 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass Diskriminierung für die Betroffenen ein großes Problem ist, 2024 waren es dagegen nur noch 29 Prozent. Zudem sind 32 Prozent der Meinung, dass ihre Vorurteile berechtigt sind. 2021 waren es noch sechs Prozent weniger. Auch die Ablehnung von unterschiedlichen Menschengruppen hat deutlich zugenommen. Stimmten 2021 noch 35 Prozent der Frage zu, dass sie Angst vor bestimmten Menschengruppen haben, waren es 2024 ganze 42 Prozent.
Zukunftsängste sind größer
Die Zunahme der Vorurteile korrespondieren dabei laut der Studienergebnisse mit einer zunehmenden Zukunftsangst in Deutschland. Nur 29 Prozent der Befragten blickten 2024 zuversichtlich in die Zukunft, gleichzeitig haben 78 Prozent das Gefühl, dass die Gesellschaft immer egoistischer wird. Den momentanen gesellschaftlichen Wandel, hin zu individuellen Freiheitsrechten und bunter Vielfalt, sehen 38 Prozent positiv, während 29 Prozent ihn ablehnen. 50 Prozent fürchten einen wirtschaftlichen Abschwung in Deutschland, 27 Prozent schätzen zudem ihre wirtschaftlichen und beruflichen Perspektiven für die Zukunft negativ ein.
Individuelle Ängste dominieren
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Bürgerinnen und Bürger durch Corona, Inflation und Krisen stark belastet sind und individuelle Ängste, wie finanzielle Sorge oder die eigene Sicherheit, überwiegen. Offensichtlich führt dies dazu, dass Vorurteile in der Gesellschaft immer häufiger unreflektiert genutzt und auch als vollkommen „normal“ angesehen werden.

Vorurteile für gesellschaftlichen Zusammenhang problematisch
Diese Entwicklung ist nicht nur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland problematisch, sondern hat auch gesundheitliche Folgen für die Betroffenen – dies hat sich bereits in der Studie „Vorurteile und Diskriminierung machen krank” der IKK classic von 2021 gezeigt. Während 33 Prozent der Menschen, die nicht unter Diskriminierung leiden, angaben, dass sie sich rundum gesund fühlen, waren es bei den Menschen mit Diskriminierungs-Erfahrungen lediglich zehn Prozent. 30 Prozent der Nicht-Diskriminierten leiden unter Schlafstörungen, bei den Menschen mit Diskriminierungserfahrungen waren es dagegen 70 Prozent.
Betroffene werden häufiger depressiv
Deutliche Unterschiede gab es auch bei dem Thema Depression. Während 24 Prozent der Menschen ohne Diskriminierungs-Erfahrungen in den letzten zehn Jahren eine Depression bekommen haben, waren es bei den Diskriminierten 49 Prozent. Auch bei dem Thema Migräne/chronische Kopfschmerzen zeigt sich ein ähnliches Bild: 27 Prozent der Diskriminierten sind davon betroffen, bei den Menschen ohne Diskriminierungserfahrungen sind es lediglich neun Prozent.
Weitere Informationen zur Studie sowie Hilfsangebote für Betroffene.
Studiendesign: Für die Durchführung der repräsentativen Studie beauftragte die IKK classic das rheingold institut. Insgesamt nahmen 1.897 Personen an der Studie teil. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die (deutschsprachige) Bevölkerung Deutschlands ab 16 Jahren. Repräsentative Verteilung der Stichprobe nach: Wohnort (Regionen), Alter, Geschlecht, annähernd repräsentativ nach Bildung, Haushaltssituation, Migrationshintergrund (ca. 27 Prozent). Außerdem wurden 18 jeweils zweistündige Einzelinterviews mit volljährigen Personen durchgeführt.