Die deutsche Sortenlandschaft ist wilder geworden. Gleichzeitig werden regionale Bier-Hersteller populär. Diese beiden Trends münden in ein dynamisches Szenario, das langfristig zu einer Wachablösung in der deutschen Beertown führen kann. Wie sind die Machtverhältnisse heute und in der näheren Zukunft marktpsychologisch zu deuten? Welche Prognosen und Empfehlungen können daraus abgeleitet werden? Ein kleiner Ausschnitt:
Pils – der Sheriff hat (noch) das Sagen!
Pils ist der Klassiker, seine Ausgewogenheit, die Schönheit von Farbe und Krone gilt als Standard. Psychologisch befinden wir uns damit nahe einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Weil Bier für viele praktisch immer wie Pils schmeckt, schmeckt Pils auch wie das ideale Bier – nicht zu süß, meist nicht zu herb, gerade richtig.
Weißbier – zu gemütlich, um scharf zu schießen
Ist das Weißbier der Scharfschütze, der dem Sheriff an die Macht will? Wohl eher
nicht! Die Sorte Weißbier ist mehr wie ein Saloon-Besucher, der stundenlang an seinem riesigen Glas nuckelt und den besten Tisch besetzt. Durch die Prärie galoppiert er jedenfalls nicht!
Hell – auf dem Highway to Heaven
Ganz anders ist die Sorte „Hell“ aktuell der „letzte heiße Scheiß“. Urtümliche bajuwarische Marken werden in urbanen Zentren umgedeutet zu originellen bis hin zu avantgardistischen Neu-Entdeckungen.
Was den Menschen an der Sorte „Hell“ schmeckt? Das Unkonventionelle, die spannende Verwandlung von Traditionsmarke in flüssiges Szenegold. Auf dem „Highway to Hell“ wird jedenfalls nicht nur getrabt, sondern gejagt.
Multikulti Biere – Goldgräber beleben das Geschäft
In Beertown City sind vor allem die drei genannten Hauptsorten ansässig. In den
Vierteln jedoch tummeln sich, quicklebendig und mit der unbekümmerten Frische des Nischendaseins, die Spezialbiere aus den Regionen, dem Ausland sowie den Experimentalbrauereien der Craftbrauer. Ob Kölsch oder Export, Belgier oder Mexikaner, Rauchbier oder Berliner Weisse – die Beertown Germany brummt und kracht an ihren Rändern. Hier herrschen Artenvielfalt, Multikulti und Goldgräberstimmung.
Zur Studie „Sortenschlacht“ des rheingold Instituts:
Durchführung und Auswertung 1. Quartal 2018.
Verfahren: 10 Gruppendiskussionen sowie 34 Tiefeninterviews mit Biertrinkern zwischen 18 und 59 Jahren.
Orte: Hamburg, Bochum, Dresden, Frankfurt a. M., Köln, München, Bamberg
Nähere Informationen zur Studie sowie den Konditionen zum Erwerb beim Autor.
Heinz Grüne ist seit 1988 Geschäftsführer bei rheingold.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Erforschung der digitalen Medien sowie ihrer Auswirkungen auf den Alltag, in der Betrachtung der Seniorenkultur und der Konsumpsychologie von Lebensmitteln, mit dem Schwerpunktthema Bier.
Tel.: +49 221-912 777-56
E-Mail: gruene@rheingold-online.de